DIE WALDWIRTSCHAFT
Nachhaltige Waldbewirtschaftung
Der Wald als wirtschaftliche Grundlage des Stiftes – naturnahe betrieben
Neben der biologischen Landwirtschaft sind auch die Einnahmen aus der Forstwirtschaft die finanzielle Basis für das Wirtschaften in Stift Altenburg. Eingebettet in die sanften Hügel des Waldviertels erstreckt sich der Wald des Benediktinerstifts über 2800 Hektar. Hier wird seit Jahrhunderten nachhaltig gewirtschaftet – ohne Wildzäune, ohne Plastikschutz, dafür mit Respekt für die Natur und einer klaren Vision für die Zukunft.
Die dazugehörigen 650 Hektar Landwirtschaft sind seit dem Jahr 2000 biologisch zertifiziert. Auch unsere Eigenjagdflächen von 2700 Hektar werden mit besonderem Augenmerk auf das ökologische Gleichgewicht bewirtschaftet und einer Jagdstrategie, die nicht nur den Wildbestand reguliert, sondern auch die natürlichen Prozesse im Wald unterstützt.
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Ökologische Initiativen – Schutz und Vielfalt für unseren Wald
- Naturschutzgebiet (Natura 2000) – Rund 800 Hektar unseres Waldes sind als Schutzgebiet ausgewiesen. Hier wachsen seltene Pflanzen, und bedrohte Tierarten finden Rückzugsorte, die andernorts längst verschwunden sind.
- Artenschutz im Wasser und an Land – Auf rund 6 km Länge betreiben wir Fliegenfischerei am Kamp! Gemeinsam mit Naturschutzorganisationen unterstützen wir die Wiederansiedlung der Äsche im Kamp-Fluss – eine Fischart, die durch Umweltveränderungen fast verschwunden ist. Auch andere Tierarten profitieren von unserem nachhaltigen Konzept, das den Wald als ein vernetztes Ökosystem betrachtet.
- Wald erleben und verstehen – Wir möchten unser Wissen teilen! Entlang unserer Wanderwege informieren Infotafeln über Waldökologie, nachhaltige Forstwirtschaft und die Herausforderungen des Klimawandels.
Neu ab April 2025: Naturkundliche Themenwanderungen für alle, die die Natur mit anderen Augen sehen möchten. Begleitet von erfahrenen Guides, tauchen Besucher tief in die Welt des Waldes ein – von der geheimnisvollen Pilzflora bis zur kunstvollen Architektur von Spechthöhlen.
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Herausforderungen – Der Klimawandel verändert unseren Wald
- Steigende Temperaturen & längere Trockenphasen – Seit 2015 setzen Trockenheit und extreme Wetterereignisse unserem Wald stark zu. Besonders betroffen sind die Fichtenbestände/Monokulturen, die aufgrund Wassermangels und hoher Sommertemperaturen besonders anfällig für den gefürchteten Borkenkäfer sind.
- Schadholzaufarbeitung als Herausforderung – Um eine unkontrollierte Ausbreitung von Schädlingen zu verhindern, mussten zwischen 2015 und 2023 jährlich mehrere zehntausend Festmeter Käferholz entnommen werden – mit einem dramatischen Höhepunkt im Jahr 2020.
Doch der Wald gibt nicht auf – und wir auch nicht! Wir setzen gezielt auf einen Wandel hin zu einem widerstandsfähigen Mischwald, der mit den veränderten Klimabedingungen besser zurechtkommt.________________________________________
Unser Ziel: Ein widerstandsfähiger, artenreicher Wald für die Zukunft
- Der Wald der Zukunft ist bunt – Unsere Strategie: Weg von instabilen Monokulturen, hin zu robusten Mischwäldern. Künftig sollen Eichen, Buchen, Tannen und weitere standortgerechte Baumarten, wie Ahorn, Kirsche oder Linde, dominieren. Diese Baumarten sind einerseits wirtschaftlich notwendig und andererseits ökologisch wertvoll, weil sie widerstandsfähiger gegen Trockenheit, extreme Temperaturen und Schädlingsbefall sind.
- Natürliche Verjüngung und gezielte Pflanzungen – Wir setzen bevorzugt auf Naturverjüngung: Wo möglich, entwickeln sich junge Bäume auf natürliche Weise aus den Samen der alten Bäume. Dies sorgt für einen genetisch angepassten, stabileren Waldbestand.
Wo dies nicht ausreicht, helfen wir nach – mit gezielter Aufforstung – Pflanzabständen (10×10 Meter) und der Verwendung von robusten Heister-Topfpflanzen, die bessere Überlebenschancen bei Trockenheit haben, als wurzelnackte Pflanzen.
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Besondere Projekte – Innovation in der Forstwirtschaft
- Brombeerflächen: Schutz oder Hindernis? – Brombeersträucher bedecken viele ehemalige Schadflächen und sorgen immer wieder für Diskussionen. Doch unsere Beobachtungen zeigen: Unter dem dichten Brombeerbewuchs können junge Bäume (die aus dem Samenkorn gekeimt sind) ungestört heranwachsen, geschützt vor Wildverbiss und extremer Sonneneinstrahlung.
- Wildmanagement: Die Balance bewahren – eine gesunde Waldentwicklung ist nur mit einer angepassten Wilddichte möglich. Hirsch, Reh und Wildschwein gehören in unseren Wald, ebenso wie Wolf, Seeadler, Fischotter und Biber. Die Schalenwildarten dürfen aber die Naturverjüngung – und damit den notwendigen Waldumbau aufgrund des Klimawandels – nicht gefährden. Durch eine nachhaltige Bejagung sorgen wir für harmonische Koexistenz von Wild und Wald. Jährlich werden ungefähr 500 Stück Schalenwild in unseren Jagdrevieren mit bleifreier Munition erlegt. Das Wildfleisch wird derzeit fast zur Gänze in der stiftseigenen Gastronomie (Stiftsrestaurant und Konventküche-Gästehaus) saisonal angeboten und verkocht. Die Ausarbeitung eines interdisziplinäreren Waldmanagementplans (Untersuchungen laufen seit 2021) ist in der finalen Phase – die Ergebnisse werden unter anderem hier veröffentlicht.
Wir legen großen Wert auf partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Jagd und Forst:
An Jäger:innen vergeben wir Jahres-Jagd-Erlaubnisscheine. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter: forstverwaltung@stift-altenburg.at
- Nichts ist lebendiger als totes Holz – Was aussieht wie abgestorbenes Holz, ist in Wahrheit ein pulsierender Mikrokosmos: In unserem Wald stehen und liegen aktuell 32,5 Kubikmeter Totholz pro Hektar – ein Paradies für Spechte, Käferlarven, Moose und Pilze, die eine zentrale Rolle im Nährstoffkreislauf des Waldes spielen.
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Ehrungen & Auszeichnungen
Forstdirektor Herbert Schmid wurde für sein Lebenswerk und seine herausragenden Verdienste um die nachhaltige Waldwirtschaft mehrfach ausgezeichnet:
🏆 2017 – Niederösterreichischer Naturschutzpreis (Schöffelpreis) für naturnahe Waldbewirtschaftung
Diese Auszeichnung würdigt den langjährigen Einsatz für eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung im Stiftswald Altenburg.
🏅 2018 – Österreichischer Staatspreis für vorbildliche Waldwirtschaft
Diese höchste staatliche Anerkennung für nachhaltige Forstwirtschaft würdigt das beispielhafte Konzept im Stift Altenburg, das ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Nachhaltigkeit verbindet.
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Wald erleben – Fachliche Exkursionen & Naturführungen
Für alle, die tiefer in die Materie eintauchen möchten, bieten wir fachliche Exkursionen und naturkundliche Themenwanderungen an:
Fachliche Exkursionen für Experten und Interessierte:
• Sachsendorfer Wald – Wie Brombeerflächen als „Kinderstube“ für neue Mischwälder dienen.
• Altenburger F-Linie – Die Umwandlung von Fichtenbeständen hin zu standortgerechten Baumarten wie Eiche, Buche, Tanne, Ahorn, Linde, Kirsche, usw.
Naturkundliche Wanderungen (ab April 2025):
Begleiten Sie uns auf eine 2,5- bis 3-stündige Entdeckungsreise durch den stiftsnahen Eichenwald. Abgestimmt auf die jeweilige Jahreszeit, tauchen Sie ein in die faszinierende Welt des Waldes – von Frühjahrsblühern über die geheimen Bewohner des Totholzes bis hin zu den leuchtenden Herbstfarben unserer Mischwälder. Nähere Infos und Anmeldung finden Sie >>HIER!
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